Leben in Windhoek

Nach mittlerweile zweieinhalb Monaten hier in Namibia habe ich mich schon wirklich gut eingelebt und mich an das Leben hier gewöhnt. Auch wenn sich Windhoek nicht so schrecklich doll von einer europäischen Stadt unterscheidet, gibt es doch einige Dinge, über die ich hier gerne berichten möchte.


Verkehr- Zwar ist der Verkehr hier in der Stadt für afrikanische Verhältnisse wahrscheinlich sehr organisiert, dennoch musste ich mich an einige Situationen erstmal gewöhnen. In Namibia herrscht links-Verkehr, woran man sich wirklich viel schneller gewöhnt, als ich erwartet habe. Rechts-vor-links bzw. Links-vor-rechts gibt es nicht. Dafür gibt es an Kreuzungen oft sogenannte 4-Stops. An jeder Straße der Kreuzung steht dann ein Stop-Schild und es fährt der, der zuerst da war. Ich hätte nicht gedacht, dass das System so gut funktioniert. Aber auch wenn von allen Seiten mehrere Autos kommen, klappt das ohne Probleme und es geht immer reihum. Wenn eine Ampel mal ausfällt, wird aus der Kreuzung automatisch ein 4-Stop und auch bei mehrspurigen Straßen läuft es. Fußgänger haben hier nie Vorrang. An einer Kreuzung, an der sowohl die Fußgänger, als auch die Abbieger grün haben, muss das Auto nicht warten. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das offiziell so ist, oder ob es einfach nicht gemacht wird. Als Autofahrer kann ich mich damit recht gut anfreunden, aber als Fußgänger bin ich anfangs auch mal fast vors Auto gelaufen, weil ich in Deutschland meistens auf mein Recht bestehe und da die Autos in der Regel ja auch anhalten…Nun zu den Taxis. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es so gut wie gar nicht. Jeder fährt hier Taxi, um von A nach B zu kommen und gefühlt jedes zweite Auto auf der Straße ist auch ein Taxi. Die Fahrer nehmen jeden mit, der ungefähr in die gleiche Richtung will, wie die anderen Fahrgäste und versuchen immer, ihr Taxi möglichst voll zu haben. Innerhalb Windhoeks bezahlt man entweder 10 oder 20 Nam$, je nachdem, wie weit es ist (20$ sind ungefähr 1,30,-) Um Fahrgäste anzuwerben, wird so ziemlich jeder Fußgänger angehupt, um auf sich aufmerksam zu machen. Mittlerweile überhöre ich das ganz gut, aber an Anfang habe ich bei jedem Hupen gedacht, ich würde mich im Verkehr falsch verhalten. Wenn derjenige dann mit möchte halten die Taxifahrer auch gerne mal mitten auf der Straße an, und versperren den Weg.


Einkaufen- Wenn man in Läden rein geht-egal ob Klamottenladen oder Supermarkt und man schon Tüten in der Hand hat, werden die am Eingang von der Security zugeklebt. Security steht allgemein vor jedem Geschäft. Man bekommt hier in den Supermärkten eigentlich alles, was das Herz begeht und wir mussten uns nicht groß umstellen. Gerade bei Superspar bekommt man auch sehr viele deutsche Marken und Produkte. Sobald aber ein paar mehr Menschen auf die Idee kommen, einkaufen zu gehen, muss man gleich ein bisschen mehr Zeit einplanen. Ganz nach der african time lassen sich die Kassiererinnen immer sehr viel Zeit oder unterhatlten sich zwischendurch noch mit einer Kollegin, ohne weiter die Sachen abzuscannen. Dann gibt es immer noch eine Personn, die die ganzen Einkäufe in Plastiktüten einpackt. Manchmal ist aber eine Person zum Einpacken für zwei Kassen zuständig, sodass an einer Kasse gerade keiner da ist. Aber anstatt, dass die Kunden ihre Sachen selber einpacken, macht das dann auch noch die Kassiererin. Dadurch zieht sich ein Einkauf im vollen Supermarkt manchmal ganz schön in die Länge. Aber selbst daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Hier haben einfach alle Menschen mehr Zeit und sind viel entspannter. Stress gibt es nicht.  Die Sache mit den ganzen Plastiktüten finde ich aber ganz schlimm. Jannik und ich haben immer Beutel dabei und packen alles selbst ein.  Am Ausgang muss man dann immer seinen Kassenbon parat haben, um beweisen zu können, dass man bezahlt hat. Besonders, wenn wir einige Sachen noch in der Hand tragen, müssen wir den Bon vorzeigen, weil es dann immer heißt: „Normalerweise hat man ja Plastiktüten. So sieht es aus, als hättet ihr das geklaut.“


Essen- Fleisch. Fleisch. Fleisch. Viel mehr muss man dazu nicht sagen. Wie ich in einem meiner vorherigen Blogeinträge schonmal gesagt habe, ist Braai (Grillen) hier quasi das National-Essen. Aber es ist nicht so, wie man es aus Deutschland kennt, mit verschiedenen Salaten und Baguettes. Hier gibt es beim Braai einfach nur Fleisch. Man muss dazu sagen, dass das Fleisch hier relativ günstig und auch echt ziemlich gut ist. Außerdem kann man hier überall Biltong kaufen. Das ist Trockenfleisch, was es in verschiedenen Arten gibt. Damit kann ich mich allerdings gar nicht anfreunden. Den Geschmack und diese harte, feste Konsistenz sind überhaupt nichts für mich. Ganz im Gegenteil zu Kapana. Kapana kann man in Katutura auf einem großen Fleischmarkt essen. Das ist eigentlich einfach Fleich (ich glaube Beef), was in Fetzen auf den Grill gelegt wird. Dann wird es in kleine Stücke geschnitten und in ein Stück Zeitung getan. Dazu gibt es dann ein spezielles Gewürz, was zwar relativ scharf, aber auch unglaublich lecker ist. Ich hätte niemals gedacht, dass mir Kapana so gut schmecken würde. In unserer ersten Woche, als ich noch gar nicht richtig angekommen war, waren wir dort das erste Mal und ich fand es einfach nur ekelig und wollte es nichteinmal probieren. Das rohe Fleisch liegt hinter den Verkäufern einfach rum und Fliegen sind überall. Dass die Fleischstücke einfach auf ein Stück Zeitung gelegt werden, fand ich jetzt auch nicht sooo appetitlich. Wenn man das aber versucht auszublenden, oder sich einfach damit abfindet, dass das hier normal ist und wir uns in Afrika befinden, schmeckt es echt lecker. Zu dem Fleisch kann man dann noch Fatcakes essen. Die Teigbällchen machen ihrem Namen alle Ehre. Es ist einfach frittierter, fettiger Teig und macht ganz schön satt. Aber zusammen mit dem Kapana-Gewürz sind die echt das Beste.
Im Vergleich zu den Lebensmittelpreisen im Supermarkt kann man hier sehr gut und günstig Essen gehen.  In Supermärkten ist es hier nicht günstiger, als in Deutschland. Und Essen kaufen  kann echt teuer sein. Das hat man vorher ja meisten nicht so mitbekommen, weil einfach immer Essen im Haus war (ein Hoch auf Hotel Mama), aber Jannik und ich haben das eigentlich auch ganz gut im Griff.


Wetter- Es ist warm. Sehr warm. Manchmal auch zu warm und mir graut es schon vor dem „Sommer“. Aber da die Hitze ziemlich trocken ist, lässt es sich noch einigermaßen aushalten. Die Sonne brennt allerdings erbarmungslos. Wolkenloser Himmel ist Normalität. Und trotzdem hatte ich noch keinen schlimmen Sonnenbrand, Mama und Papa!!! (Wer hätte das gedacht?) Regen hatten wir aber auch schon. Der ist hier bitter nötig, denn das Land ist so unglaublich trocken und die Wasservorräte werden immer mehr ausgeschöpft. Neulich hat es während der Essenszeit im BNC angefangen, stark zu regnen und alle Kinder sind aufgesprungen und haben im Regen getanzt. Da hat sich wieder gezeigt, wie besonders es hier ist. Wenn es regnet, kühlt aber nicht alles ab. Danach ist es genauso warm wie vorher und schwül dazu.


Ich hoffe, ich konnte mit diesem relativ langen Beitrag einen guten Einblick in Situationen und Dinge geben, die für mich mittlerweile alltäglich und normal geworden sind.
Bis bald!

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Kommentare: 1
  • #1

    Birgit (Mittwoch, 18 November 2015 11:28)

    Liebe Merle,

    tja, "Andere Länder, andere Sitten". Schön zu lesen, dass du dich gut in Namibia zurecht findest.

    Ich hoffe, dass du auch in den nächsten Monaten viele tolle Eindrücke sammeln kannst und dich weiterhin wohl fühlst.

    Wir denken hier alle an dich!

    Viele Grüße aus dem stürmischen und leider verregneten Ratzeburg,
    Birgit

    P.S.: Nina, Christof, Leonard and ich scheuchen die Anfänger-Kinder immer ein bisschen für dich mit ;)